WUNDERLAND

...ich ziehe mich an, mache das Fenster auf. Wichtig ist es dabei, keinen zu wecken, sonst werden Fragen gestellt, auf die man keine Antwort hat. Waren Sie schon um 5 Uhr morgens in Berlin spazieren? Es ist wunderschön. Und da ich nicht laufen mag, fliege ich. Ich liebe Berlin morgens, wo noch alle schlafen und die wenigen, die von der oder zur Arbeit eilen, schauen nicht nach oben, also bewege ich mich die meiste Zeit in stolzer Einsamkeit, abgesehen von ein paar verschlafenen Vögeln. Ich sehe Hinterhäuser mit verstaubten Fenstern, die eine andere Wirklichkeit widerspiegeln. Dächer mit unzähligen Antennen, die tagsüber außerirdische Schatten werfen, aber in dieser Morgenstunde wie aus einem Märchenbuch entsprungen wirken. Ich mag große Kreuzungen mit noch blinzelnden einäugigen Ampeln, wo die einzigen Fußgänger Tauben und Spatzen sind. Die Bäume fühlen sich im Morgengrauen auch noch unbeobachtet und flüstern miteinander. Ein Spielplatz. Umgewühlter Sandkasten, man kann noch die Stimmung vom vorigen Tage fühlen. Die aufgemalte Sonne auf dem Asphalt lächelt mich an. Ich setze mich auf eine Bank und mache die Augen zu. Es klingelt.

 

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